1952 und 1954 entstanden zwei Kinderhörspiele, "Zwischenfälle auf Burg Dickenspieß", die kein Sender haben wollte, und "Der verhexte Fußballstiefel", der zwar unter fremdem Namen produziert und gesendet wurde, aber ohne daß der Autor davon erfuhr oder gar ein Honorar erhielt. Erst später kam es heraus, blieb aber ohne Folgen.
  Zugleich erste Nachdichtungen französischer Lyrik, so die berüchtigte "Charogne" (Aas, Kadaver) von Baudelaire:
 
  Entsinnst du, meine Seele, dich noch dessen,
was wir an jenem Sommermorgen sahn?
Am Knick des Wegs ein Aas, verfault, zerfressen,
die Beine auf dem Steinbett hochgetan

und aufgespreizt nach Art des Lotterweibes,
indes ihm Gift aus heißen Poren rann;
so gähnt's uns mit der Öffnung seines Leibes,
draus Dünste quollen, schamlos-lässig an.

Die Sonne stach auf diese Fäulinis nieder,
als wolle sie sie braten, bis sie troff,
und der Natur vervielfacht geben wieder
den einst von ihr so wohlgefügten Stoff...
 
  6 weitere Strophen folgen. Dann der berühmte Schluß:  
  Und doch: Du wirst wie dieser Kot verwesen,
wirst ähneln dieser Gärung schauderhaft,
mein Augenstern und Sonne meinem Wesen,
mein Engel du und meine Leidenschaft !

So wirst du Anmutskönigin verschimmeln,
so wirst du nach der letzten Ölung sein,
wenn unterm Gras und fetter Kräuter wimmeln
du moderst zwischen anderem Gebein.

Dann sag dem Wurmgeziefer in der Erde,
das dich mit Küssen, meine Schönste, frißt,
daß ich dein göttlich Sein bewahren werde,
wenn, was ich liebte, längst zerfallen ist.
 
    Nach dem Staatsexamen in Bonn (1956) ein Jahr als Assistant d'Allemand an zwei französi- schen Schulen: in Lyon (deprimierend) und in Nizza (rauschhaft). Kontakt mit französischen Pfadfindern und ihrem Liedgut, Teilnahme an zwei Zeltlagern. Erste Nächte im Schlafsack.
In Nizza entstehen erste Fotos, noch mit einer Kamera ohne Wechseloptik; erst ab '62 fotogra- fierte er mit einer Reflexkamera und einem kleinen Teleobjektiv – angeregt durch Bilder in der Zeitschrift "magnum", die damals prägend war. Die Motive sind Alltagsszenen aus meist städt- ischem Umfeld, "ästhetische Schnappschüsse", denen man oft nicht ansieht, daß es über- haupt Schnappschüsse sind.
  1958 - 59 Studienreferendar in Mülheim/Ruhr und Essen. In Mülheim einige stumme Schwarz- weißfilme nach eigener Erfindung, mit Jungen aus der Unterstufe.
  1959 Assessorexamen in Essen, aber sofortiger Ausstieg aus dem Schuldienst, von dem er sich überfordert fühlte. Statt dessen ein zweites Jahr als "Assistant" an einem Lycée bei Paris und dann zwei Jahre (1961 - 62) Lektor an der Uni Besançon.
  Sommer 1960 Reise nach Tunesien, zusammen mit seinem jüngeren Bruder, einem angehen- den Tierfotografen, und erste Farbfotos. Sommer '61 eine vierwöchige Rucksackwanderung in den Pyrenäen, wobei das Wandertagebuch "Pyrenäen per Pedes" entsteht.
  1959 - 60 das unvollendete Hauptwerk "Negus futschikato oder Der Dunkelmänner- krieg", dessen sich erst 40 Jahre später ein jugendbewegter Kleinverlag annahm: Ein wildro- mantisches Jungenabenteuer ohne erwachsene Mitwirkung, ein Sprachkunstwerk eigenen Ran- ges, dessen Niveau sich gegen Ende nicht mehr halten ließ, und so wurde es abgebrochen.
 
    Wir rissen im Dunkeln das Zelt ab, nur selten blitzten bei schwierigeren Prozeduren die Taschenlampen auf. Wir rollten die Plane zusammen und schoben die Stangen- stücke gebündelt in ihr schmales Säckchen, desgleichen die Zeltpflöcke. Das Stroh lag wirr in einem Haufen um uns rum – "Solln wir 's nicht anstecken?" fragte ich, "dann findet die Sippschaft von unserm ganzen Lager bloß noch ein Häufchen Asche."
  "Von mir aus," sagte Spiri , "aber mach voran! Wir laufen schon rüber in die Büsche; steck es an und komm sofort nach; wir warten von drüben aus ab, bis es weggebrannt ist. Herr des Himmels, wenn uns jetzt die Sippschaft abhauen sieht, war alles für die Katz! Hoffentlich liegt keiner hier im Hinterhalt, ich bin das ewige Beschlichenwerden satt. Los, avanti!"
  Die fünf Zwerge trabten bucklig unter ihren Säcken in die Finsternis davon, sie trugen zwischen sich den Schlafsack Spiris, Negussens Klampfe und die aufgerollte Zeltbahn. Ich schob das Stroh gelockert zu einem Haufen zusammen und hielt von der Windseite her ein Streichholz darunter; im Nu fraß es sich knisternd in die Mitte des Haufens hoch und schickte aus allen Ritzen des Strohberges fauchende Rauchsträhnen in die Nacht. Ich buckelte meinen Rucksack auf und humpelte hastig in die blutrot erglühende Nachtluft hinaus; hinter mir brauste der Strohberg, zum Himmel gerissen, mit geister- haft knisternden Sterbelauten in die Nacht hinauf; ich kam an den Buschrand und fand die anderen hockend im Gras; ihre Stirnen glommen, wie von innen her durchleuchtet, von dem Widerschein der Flamme, die jenseits, kaum 40 Meter hinter uns, ihren Tod in die zerstiebende Nacht sang. Sie stand in riesiger Lautlosigkeit in das Dunkel gebohrt und warf den Atem ihrer Funkenwirbel sterbend gegen die schwärzlichen Wolken; wir stan- den geblendet, und Spiri sagte leise: "Die Russen sehen ihr Moskau brennen."
  Dann sank der verzehrende Aufruhr auf einmal wie abgeschnitten in sich zusammen, hier und da sprang noch ein Flämmchen wie ein flügellahmer Vogel auf und fiel wieder herunter; dann trat die Nacht mit riesiger Sohle die zuckende Glutflade aus.
  "Gehn wir," sagte Spiri, "so ein Feuer habe ich noch nie gesehn." Wir stemmten uns stöhnend aus dem Gras hoch und wandten uns dem Wege zu; das eingepackte Zelt und die Klamotten von Negus in Spiris Schlafsack versteckten wir hinter einem Busch am Wegrand; dann schluckte unsern schweren Marsch die Nacht. (S. 86)
 
    In Besançon entstand auch das Gedicht, das er bis heute für sein bestes hält: das apokalyptisch düstere "Chronikblatt":  
  "Der Sommer ging fehl über leidenden Straßen
und irrte verkümmerte Wege entlang;
die Vögel, die ihren Gesang vergaßen,
verlernten das Fliegen und duckten sich bang.

Der Bach erstickte an sterbenden Fischen
und warf sich ins Mühlrad wie in den Tod;
die Wasserfälle verhielten ihr Zischen
aus Angst vor dem nächsten Morgenrot.

In Dörfern, schwer vom Gebrüll der Glocken,
starben die Tiere und wehrten sich nicht;
die Krähen saßen fett auf den Hocken
und sahen den Menschen dreist ins Gesicht.

Am Abend wiegte der Schrei der Eulen
den schiefen Mond in verzweifelten Schlaf;
man hörte den Tod an den Dachbalken feilen,
bis morgens das Licht auf die Friedhöfe traf.

Die Augen der Greisinnen wurden heller
und schlossen sich nicht, wenn ihr Leib erlosch;
die Kinder fürchteten sich vor dem Keller
und hielten die Lampen und beteten schneller,
wenn nachts der Ostwind die Stoppeln drosch."
 
    1962 Rückkehr nach Betzdorf , von wo ihn kein neuer Beruf mehr herausführt. In der Einsicht, daß er nicht dazu geschaffen ist, Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen, stellt er sich auf ein bescheidenes, aber freies Leben im Elternhaus ein. Nachhilfestunden, Ferienbetreu- ung von Jungengruppen in Sommerlagern, Texte und Fotos für Jugendkalender.
Besonders der KOMM-MIT-Verlag in Münster ermunterte ihn jahrzehntelang zum Fotografieren von 'Jungen bei Sport und Spiel', und so arrangierte er, wo immer es ging, entsprechende Sze- nen, denn in der Wirklichkeit waren sie schwer zu finden. Für diese Bilder fand sich dann später ein jugendbewegter Verlag, der sie in drei stattlichen Bildbänden edierte – der Beginn ei- ner Wiederentdeckung, die der Autor nach rund 20 Jahren des Vergessenseins kaum noch er- wartet hatte. Zwischen 1999 und 2001 erschienen die Bände "Jungenleben", "Jungenjahre" und "Jungenzeit", fanden auch einigen Absatz, blieben aber stets die zweite Wahl hinter den "ästhetischen Schnappschüssen".
  Gelegentlich auch Reisen: 1962 in die Türkei, wieder mit dem Bruder; 1965 mit einer bündi- schen Gruppe nach Marokko, immer fleißig fotografierend.
 
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