Sully Prudhomme (1839 – 1907)
Le Vase brisé
 
  Die Vase, wo dies Eisenkraut verkümmert,
Sie ward geritzt von einem Fächerschlag.
Der Schlag hat kaum gestreift und nichts zertrümmert,
es brachte kein Geräusch ihn an den Tag.

Doch diese Wunde, kam sie noch so leise,
sie fraß sich täglich im Kristall die Bahn;
langsamen Gangs, auf unsichtbare Weise,
hat sie die Runde bis zum Schluß getan.

Das frische Wasser tröpfelte von hinnen,
der Blüten Saft erschöpfte sich, versann;
noch ahnt es niemand, was geschah dort drinnen –
sie ist zerbrochen – rühret sie nicht an!

So streift auch die geliebte Hand bisweilen
ein Herz und stößt es unversehens wund;
dann reißt es auf und lässt sich nicht mehr heilen,
und seiner Liebe Blühen geht zugrund.

Noch unverändert für den Blick der andern,
fühlt es die Wunde, die so zart begann,
tief innen wachsen, weinen, weiterwandern –
es ist zerbrochen – rühret es nicht an!
(2007)
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