Julos Beaucarne (*1936)
Die kleine Grafschaft
(Chanson)
 
  Wird die Weltgeschichte
endlich auch zunichte
in dem Strom der Zeit,
ist sie auch vergebens,
Pilgerfahrt des Lebens
ach, wohin, wie weit –
diese kleine Grafschaft,
die keinen Graf hat,
ist ein Zuhaus.

  Nicht, wer hinterhergeht,
komm, wenn der Wind dich herweht,
konm, ich hab noch Wein.
Regen tut kein Leid an,
zieh dein Entenkleid an,
lad auch Sophie ein
in die kleine Grafschaft,
die keinen Graf hat,
nach Haus.

  Dort im Eck die Fliege
tanzt nach einer Gigue
leise vor sich hin;
Schnee im Haar der Greise,
Augen gehn auf Reise,
suchen was und wen –
diese kleine Grafschaft,
die keinen Graf hat,
ein Zuhaus.

  Einen Fuß im Grabe,
hörst den Tod du traben,
lächelst unverwandt,
fühlst die Sense lauern,
siehst ihn nah schon kauern,
aber was ihn bannt,
ist die kleine Grafschaft,
die keinen Graf hat,
dies Zuhaus.

  Fährst Du dann von hinnen,
daß in Holz und Linnen,
man auch Dich verschließt,
gleitest Du geschwinde,
wie auf Moos gelinde
in das Paradies,
ist die kleine Grafschaft,
die keinen Graf hat,
nach Haus.

(1966)
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