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Entstehungsjahr:   1952
Erscheinungsjahr:   2000
Verlag:   Achims-Verlag
Im Ährenfeld 34
34295 Edermünde
E-Mail: achimsverlag@yahoo.com
* Umschlagzeichnung von Otto Lohmüller
Die hier folgenden Erinnerungen an mein Internatsjahr 1943 - 44 spielen in der Kriegs- und Nazizeit, und beides, der Krieg und das "Dritte Reich", haben ihre Spuren darin hinterlassen.
Den Krieg spürt man nicht nur darin, daß es Luftschutzkeller, Fliegeralarm und Lebensmittel- marken gab, daß wir beim "Jungvolk" Altpapier sammeln mußten oder fast alle aus dem Ruhr- gebiet stammten, von wo man uns wegen der Bombenangriffe "evakuiert" hatte; sondern mehr noch in unseren Spielen und Phantasien, die in hohem Maße vom Krieg geprägt waren und fast alle um Begriffe wie "Beschuss – Bombardierung – Angriff – Gegenschlag" usw. kreisten.
Wir wurden damals eben pausenlos zu künftigen Soldaten erzogen und mit allen Mitteln, oft auf spielerische Weise, für Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe, für Waffen und deren Handhabung begeistert. Das reichte bis in das Zerschießen eines Holzvogels oder das Basteln eines "Geleit- zugs" im Kunstunterricht, und wir ließen uns nur allzu gern dafür gewinnen – von der grauen- haften Wirklichkeit des Krieges wußten wir ja wenig, wir genossen ihn eher von ferne – und vor allem in der Phantasie – als ein romantisches Abenteuer.

  Zweitens spielt das autoritäre Erziehungssystem der "braunen" Jahre hinein. Vor allem in den Sprüchen "Poldis", unseres Klassenlehrers, den man heute einen "alten Preußen" nennen wür- de, spiegelt sich die Erziehung zu Selbstzucht und Gemeinschaftssinn, Pflichtgefühl und Opfer- geist, die im Prinzip zwar wertvoll war, den braunen Gewaltherrschern aber nur allzu gut in den Kram paßte, um eine Jugend heranzubilden, die auf soldatische Genügsamkeit und unbedingte Disziplin gedrillt war und dem Vorgesetzten blind gehorchte. "Selbstverwirklichung des Einzel- nen" war nirgends gefragt, und die Autorität der Erwachsenen, der Lehrer, des Staates war un- bezweifelt und allgegenwärtig.

  Der Leser fürchte aber nicht, auf diesen Seiten vorwiegend belehrt zu werden – der größte Teil meiner Erinnerungen, unbekümmert um ihren historischen und politischen Rahmen, erzählt vom Jungenleben auf dem Internat, von den Streichen und kleinen Abenteuern der Zöglinge, die eine paradiesische Freiheit genossen und sie zu allerlei Unternehmungen nutzten, wie sie tatendurstigen Knaben damals noch einfielen. Es dürfte nur wenige Internate in Deutschland gegeben haben, auf denen man einen ähnlichen Freiraum genoß, und daß er nicht zu gefähr- licheren Aktionen und schlimmeren Grausamkeiten mißbraucht wurde, als sie hier geschildert werden, war vielleicht ein Glücksfall. Jedenfalls haben wir damals mehr an Lustigem und Schmerzlichem, an Höhen und Tiefen erlebt, als es den meisten 13-Jährigen von heute ver- gönnt ist, und schon deshalb hat es sich für mich gelohnt, diese Erinnerungen festzuhalten;
und es wird sich, hoffe ich, auch für den Leser lohnen, sie nachzuerleben.
(Lothar Sauer)
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Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß Lothar Sauer Autor Kitzelkur und Schlangenfraß